Mein Salzburgflug
Eine kleine Geschichte zu meinen Flug; zu meinem persöhnlichen Rekordflug!
„Heute fliege ich nach Bad Aussee“ waren meine Worte zur Frau als ich beim Frühstückstisch saß. Natürlich kam von ihr nur ein Lachen wie schon des öfteren, denn schließlich bin ich ja schon öfters nach Bad Aussee geflogen. Zumindest hatte ich es mir immer vorgenommen, nur das Ergebnis war immer ganz ein anderes. 10 – 45km im Umkreis von Graz waren da schon eher die Realität.
Aber durch so ein Lächeln meiner Frau lasse ich mich doch nicht entmutigen. Nein, ganz im Gegenteil, ich schaukelte mich noch mehr auf, als ich auf dem Weg zu meinem Startberg dem Schöckl war. Ich rief einem Flugkollegen an, wie es mit ihm mit der Fliegerei aussehen würde. Er hatte aber an diesem Tag keine Zeit, da er zum Essen in der Nähe von Liezen eingeladen war. Ich scherzte auch bei ihm und sagte, dass ich zu ihm raufliegen würde um zu einem Essen zu kommen. Er nicht langweilig und sprach natürlich sofort eine Einladung aus. Ich dachte noch, dass es ein Traum wäre wenn ich es wirklich bis nach Liezen schaffen würde.
Endlich in St. Radegund angekommen, fuhr ich mit der Seilbahn zum Startplatz hoch. Der Ausblick war gut, doch nur vereinzelt waren Wolken am Horizont zu sehen. Ich hoffte auf mehr Cumuluswolken und so beobachtete ich das Wetter und wartete am Startplatz auf einen guten Augenblick um zu starten.
Nach gut 1,5h Wartezeit wagte es der erste auf Strecke zu gehen. Die ersten kleinen immer wieder auflösenden Bummerln waren zu sehen. Ich war mir aber noch zu unsicher, und so verfolgte ich seinen Flug und wartete ab was passieren würde.
Er kam zu meinem Erstaunen mit einer sehr guten Ausgangshöhe vom Berg weg, verlor auch kaum Höhe bis er am Rechberg, wo er wieder aufkurbelte ankam. Er hielt sich nicht lange auf, und schon flog er weiter zu Roten Wand. Auch die Überquerung hatte er sauber gemeistert, und schon fing ich mich innerlich an zu ärgern, warum ich nicht mit ihm zusammen gestartet war.
Erst nach einer weiteren zusätzlicher Stunde des Wartens, machte ich mich auch fertig. Es war so gegen 11:00 Uhr und wir waren eine Gruppe von 5 Piloten die zugleich aufkurbelten. Ich war der erste der vom Berg wegflog, und als ich am Rechberg angekommen war, sah ich dass die Gruppe nun auch zu mir aufschließen wollte und vom Schöckl wegflog. Doch diese Gruppe hatte Schwierigkeiten und so entschloss ich mich alleine weiter zufliegen.
Der Wind war recht knackig aus Ost bis Süd-Östlicher Richtung. Ich flog zur Roten Wand wo ich das erste Mal an das Aufgeben dachte. Ich hatte einfach keine Höhe bekommen. Ging es mal einige Meter rauf, so ging es auch gleich wieder runter. Manchmal langsamer, manchmal schneller. Schneller runter ging es aber öfter, den der Schirm zeigte an diesem Tag sehr die Tendenz zu klappen, seitlich genauso wie auch vorne, die sogenannten Frontklapper. Es war ja auch kein Wunder, denn an diesen Tag war ein recht heftiger Ostwind vorhanden, und ich habe mich wegen der tieferen Flughöhe dadurch meist im Leebereich aufgehalten.
Nachdem ich nach langem Suchen und unzähligen Klappern noch immer zu keinem richtigen Aufwind gekommen bin, entschloss ich mich irgendwie nach Bruck zu kämpfen, um dort, falls nichts mehr gehen würde, mit der Bahn nach Hause fahren zu können.
Bis Bruck war es nötig, noch mindestens 2mal ordentlich aufzudrehen, was mir aber auch nicht wirklich gelang. Ich flog eigentlich immer nur in Berghöhe, selten darüber, dafür oft unter dem Bergkamm und dadurch natürlich im Lee . Kurz vor Bruck wechselte ich das Tal zur Westseite die aber noch nicht von der Sonne aufgeheizt war. Meine Hoffnung war, einmal auf der Luv-Seite einen richtigen starken Bart zu erwischen. Und so geschah es auch kurz später. Ohne das ich lange suchen musste, ging es auf einmal wie verrückt in die Höhe.
Es kapitulierte mich auf 2800m Höhe, und schon während des Aufdrehens habe ich mir überlegen müssen welche Richtung ich einschlagen würde. Blickte ich Richtung Osten(Semmering) so war eine perfekte Wolkenstrasse zu sehen mit sehr dunklem Wolkenunterboden. Blickte ich Richtung Westen, war fast nur blauer Himmel zu sehen. Vereinzeln standen sie da, die Cumulus, jene die meine Mundwinkeln immer wieder nach oben ziehen lassen wenn ich sie in meiner Nähe habe. Ich sah mich um, und musste mich schnell für eine Richtung entscheiden
Nachdem ich nicht unbedingt gegen den Wind ankämpfen wollte entschied ich mich in westliche Richtung zu fliegen, mit der Hoffnung das sich auch hier eine ordentliche Wolkenstrasse zum Anzeigen der Thermik entwickeln würde. Die Höhe für eine sichere Talquerung hatte ich ja schon längst erreicht, und so entschloss ich mich in nördlicher Richtung zu überqueren. Ich kam mit einer guten Höhe gegenüber am Berg an. Nun flog ich Richtung Leoben/Traboch aber ich sah keine für mich fliegbare Verbindung zwischen den Bergen. So entschloss ich mich rechts Richtung Eisenerz zu fliegen. Ich wusste nicht welche Berge ich vor mir hatte, aber der Ausblick war faszinierend und lies mich die Kälte wieder vergessen. Ich flog das erste Mal ein Gebirge entlang, wo keine Landewiesen zu sehen waren. So ging es dahin, bis ich unterm Polster(1910m) mit ca. 1700m Höhe ankam. Dort hatte ich wieder richtig aufgedreht und auf einmal kam der Erzberg zum Vorschein. Das war erst ein Ausblick! Mit jedem Meter den ich weiter flog, wurde die Gegend immer schöner(Natürlich nur schöner, wenn man nicht landen muss)! So ein fantastisches Bild gibt es nur, wenn du über den Bergen bist. Ich hatte nach allen Richtungen eine klare Sicht, und so konnte ich auch den Grimming das erste Mal von der Luft aus erkennen.
Diesen Grimming wollte ich schon immer mit meinen Gleitschirm überfliegen und irgendwie setzte ich mir ganz im geheimen den Grimming als Ziel. Doch an diesem Tag sah ich wie weit weg dieser Berg eigentlich war. Endlich die Höhe erreicht die man braucht um wieder irgendwo die nächste Thermik zu erwischen, legte ich das Träumen wieder ab und suchte welchen Weg ich jetzt eigentlich einschlagen sollte.
Richtung Leopoldsteinersee sah ich nicht wirklich das es weiterging, - ok. eine kleine Wokenstrasse war vorhanden, aber nur Felsen, soweit die Augen sehen konnten. Hinüber in das Palten-Liesingtal war es auch noch ein breiter und vor allem ein steiniger Weg. Keine Landewiesen, und dort wo sich eine freie Fläche anbot, war nur Geröll, extrem steil, und absolut keine für Landungen taugliche Verhältnisse. Schnell wusste ich das ich in eine Sackgasse geflogen war.
Um meinem Ziel etwas näher zu kommen, wählte ich den Weg Richtung Palten-Liesingtal. Einige Berge mussten überflogen, manche umflogen werden, damit ich wieder Landemöglichkeiten unter mir hatte.
Nach einigen geglückten Thermikbärten hatte ich den Weg in das Palten-Liesingtal erfliegen können. Irgendwie war ich erleichtert, denn in dieser Gegend will sicher kein Paragleiter landen gehen, doch in so eine Situation kommen ja auch nur Piloten, die wie ich keine Ahnung von dieser Gegend haben.
Nun war für mich die Welt schon wieder in Ordnung. Zum einen weil ich die Strecke zum Palten-Liesingtal schaffte, zum anderen weil ich eine wunderschöne Wolkenstrasse vor mir in Richtung Liezen hatte. Von diesem Moment an wusste ich schon mit fast 99%iger Sicherheit, dass ich nach Liezen kommen würde, und somit meinen eigenen Rekord brechen könnte.
So flog ich weiter, sah extrem viele Segelflieger auf der Strecke die alle die gute Thermik die es nun gab, ausnutzen wollten und kam nach ca. einer Stunde zusätzlicher Flugzeit und mit breitem Grinsen im Gesicht schließlich in Liezen an. Das seitliche klappen des Schirmes hatte sich nicht mehr so oft widerholt, dafür hatte ich des Öfteren einen Frontklapper kassiert, den ich durch mein beschleunigtes Fliegen ja immer wieder hinnehmen musste. Aber das was mir so was von egal, weil ich meinem geheim gesetzten Ziel immer näher kam
Irgendwann hatte ich einmal gelesen, in Liezen sei eine Flugverbotszone. Nur wo diese war und in bzw. bis zur welchen Höhe, hatte ich natürlich keine Ahnung. So entschloss ich mich den Raum Liezen im weiten Bogen rechts zu umfliegen. Einige Kilometer später überflog ich die Ortschaft Weißenbach/Liezen. Das war jetzt die Ortschaft in der mich mein Freund in der Früh zum Essen einlud. Diese Scherzerei war noch in der Früh um 09:00 Uhr, und Stunden später, es war so kurz vor 16:00 Uhr war ich wirklich vor Ort – nur 3000m höher als er und mit einem noch breiteren Grinsen im Gesicht, als ich es bei der Ankunft in Liezen hatte. Ein kurzes Überlegen war schon da, ob ich nicht landen gehen sollte, da ich ja auf der einen Seite schon enormen Hunger verspürte, und er sicher ganz große Augen gemacht hätte, wenn ich aufgetaucht wäre. Doch die Höhe und die Sucht noch weiter zu kommen trieb mich trotz der enormen Kälte einfach weiter. Da gibt es keinen Hunger, keinen Durst, keine Kälte, und auch der Freund war schnell vergessen, sah ich doch den Grimming in seiner vollen Größe in Augenhöhe vor mir!
Jetzt war ich erst recht auf jeden Meter denn ich noch weiter schaffen würde richtig scharf darauf.
So flog ich weiter Richtung Grimming , dort angekommen aber wieder eine Entscheidungsfrage: Welchen Weg nehme ich jetzt? Über den Grimming Richtung Schladming oder rechts von Grimming vorbei und zu den Seen die das schöne Salzburgerland bietet. Und wieder habe ich mich für den richtigen Weg entschieden, mich nicht lange mit dem Grimming zu beschäftigen, sondern kurz nach Wörschach rechts Richtung Tauplitz zu fliegen. Ich war schon sehr neugierig, ob ich so weit kommen würde, das ich einen Blick auf einen See erhaschen könnte, und es dauerte nicht lange so hatte ich nicht nur einen See erblicken können sondern einen nach dem anderen. Ich flog dann links vom Grundlsee zum Altausseersee und am Loser vorbei und hatte das Glück bei Bad Ischl noch einmal recht hoch aufzukurbeln. Diesen Bart nützte ich bis zur Basis aus, denn in die zu fliegende Richtung wurde es zunehmend blauer. Keine Wolken waren in Sicht, und mit der Anzahl an den für mich erreichbaren Bergen sah es auch nicht mehr so gut aus. Natürlich hätte ich genügend Berge in Richtung Dachstein bzw. Schladming gehabt, doch ob dort irgendwelche Landemöglichkeiten gewesen wären, wusste ich nicht, und ich hatte auch keine Lust dies heraus zu finden. Nach dem Stand der Sonne hatte ich auch das Gefühl, für so ein Vorhaben schon etwas spät dran gewesen zu sein.
So ergab es sich, nachdem ich oben angelangt war und den Weg Richtung Schaffberg einleitete, den ich leider bedingt durch meine Höhe sowie in der Annahme das ich auf der Sonnenbeschienene Westseite bessere Thermik finden würde und auch noch falsch angeflogen war, dass ich sehr schnell an Höhe verlor. Ich verlor Meter um Meter und war froh, noch einigermaßen gut über den Wolfgangsee gekommen zu sein. In St. Gilgen angekommen, überflog ich in geringer Höhe einen Paragleiter-Übungshang(Landeplatz?) wo ich den Windsack beobachten konnte wie er nach oben zeigte. Schnell suchte ich am Fuße des Zwölferhorns nach Thermik und wurde auch fündig. Doch diesmal war es schon wieder nach 150m Höhengewinn vorbei und so musste ich wieder suchen. Ich hatte zwar das Glück den Bart mehrmals zu finden, doch ich wurde immer wieder mit Klappern rausgeworfen. Da wusste ich, ich musste weiter, und so flog ich mit meiner geringen Flughöhe weiter Richtung Salzburg. Leider bin ich nie höher als 100 bis 150m über Grund gekommen und zwischen 2 Bergen entlang geflogen. Es herrschte ein recht holpriges Windsystem. 50 Meter rauf – Klappe -20 Meter runter – Frontklapper, noch einmal 20-30 Meter runter, dann ging es wieder rauf und wieder runter, wieder 70Höhenmeter rauf dafür gleich wieder 80 Meter runter. Das war alles andere als lustig, und ich glaube auch, dass ich schon Konzentrationsschwierigkeiten hatte. Es war ja auch kein Wunder, denn ich hatte abgefrorene Finger und Füße, einen ausgetrockneten Mund, und einen leeren Magen, der fürchterlich nach Essen schrie(ein Risotto hätte mir gut getan)!
Ich flog zwischen den 2 Bergen – in sehr tiefer Position gebeutelt von Ablösungen, die von starkem Talwind und Leewirbeln immer wieder zerstört wurden, einige hunderte Meter Richtung Salzburg bis ich mich entschloss lieber freiwillig als unfreiwillig landen zu gehen. Außerdem wurde es nach einigen Metern wieder enger mit einer Abbiegung nach links die ich nicht mehr einsehen konnte, und ich war froh eine große Wiese unter meinen Hintern gehabt zu haben.
So ging ich lieber auf dieser größeren Wiese in Faistenau (17km vor Salzburg) runter und das war auch kein Nachteil. Die ersten 70 – 80m Meter spiralte ich damit ich keine Klapper kassieren konnte, und kurz vor der Landung leitete ich aus um sanft und sicher auf der Wiese zu landen. Man war ich froh, endlich wieder Boden unter den Füssen zu haben. Zuerst konnte ich den Schirm nicht zusammenlegen, denn meine Finger spürte ich nicht mehr. In der Luft hatte es doch einige Minusgrade und das schon 7 Stunden lang!
Nach einer kurzen Aufwärmungsphase, holte ich mein Handy raus um meiner Frau, die 4 oder 5 Tage vor der Geburt unseres Sohnes war, zu sagen wo ich gelandet war. Leider war nicht nur mein Fotoapparat leer, nein auch mein Handy! Die ganze Zeit bei diesen Minusgraden das war einfach zu viel. So bin ich schnell zu einem Bauernhof der in der Nähe war gegangen, und bat ihm ob ich meine Frau anrufen dürfte. War das eine Aufregung! Aber im Großen und Ganzen nahm sie es dann doch gelassen hin, - sie hatte sich nur Sorgen gemacht, weil ich den ganzen Tag nicht abgehoben hatte.
Sie hatte mich sogar noch unterstützt, damit ich noch rechtzeitig am nächsten Morgen zur Arbeit erscheinen konnte. Das war natürlich auch nicht ganz so einfach. Zuerst musste ich einmal nach Salzburg kommen. Nach einem langen Fußmarsch hatte dann doch jemand Erbarmen mit mir und fuhr mich zum Bahnhof nach Salzburg. Leider gab es keinen Zug mehr nach Graz, und so musste ich die Verbindung nach Villach nehmen, wo mich meine Schwester in Begleitung meiner Frau mit dem Auto abgeholt hatte. Endlich um 05:30 Uhr früh zuhause angekommen ging es schnell in die Dusche und um 06:00 Uhr wieder zur Arbeit!
Am nächsten Tag, nach dem Auslesen des GPS-Gerätes ärgerte ich mich über dem tollen Flug!
10 Kilometer hatten auf einen neuen Schöckl-Streckenrekord gefehlt. Zum Glück wusste ich das am Vortag in der Luft noch nicht, denn sonst hätte ich um jeden geflogenen Meter weiter gekämpft.
Was lernen wir daraus: Gib niemals auf!
Falls es jemanden interessieren sollte, kann man unter diesem Link den Flug ansehen!